- Sonneberg Super 65/52GW -
Aus dem VEB Stern-Radio Sonneberg, vormals EAK, stammt dieser Empfänger. Es ist ein Allstromgerät mit 6 AM-Kreisen und Variometerabstimmung. Über den seitlich angebrachten Wellenschalter kann zwischen drei Kurzwellen, einem Mittelwellen und einem Langwellenbereich ausgewählt werden. Der Verkaufspreis betrug 1952 etwa 385 DM. Die Röhrenbestückung lautet UCH11, UBF11, UCL11, UM11 und UY11, falls kein Trockengleichrichter verbaut wurde.
Die Restauration dieses Radios war sehr schwierig und von zahlreichen Rückschlägen begleitet. Mal fehlte die Zeit, manchmal aber auch einfach nur die Lust weiter zu machen. Insgesamt hat es dann etwa 1,5 Jahre gedauert bis dieses Gerät wieder so wie jetzt aussieht:
Das Radio hatte ich vor Jahren in einem ziemlich desolaten Zustand bekommen. Dennoch gefiel es mir sehr gut, das "Styling" hatte etwas besonderes an sich. Die nachfolgenden Bilder zeigen das unrestaurierte Radio, wie ich es bekommen habe. Das Radio muß lange Zeit im Regen gestanden haben, von der Lackierung war nicht mehr viel vorhanden und die Holzteile fielen bereits auseinander.
Die Zerlegung des Restes dauerte dann keine 2 Minuten. Die Einzelteile:
Dementsprechend aufwändig gestalteten sich die nachfolgenden Holzarbeiten. Zunächst die Reste alten Lackes entfernen, schleifen, lose Furnierstellen leimen, verzogene Teile versuchen zu richten etc. Hier leime ich gerade etliche lose Furnierstücke am Frontholz an:
Unterhalb der Bakelitfrontmaske war dieser Fleck zu finden, dessen Verfärbung auch in das umliegende Holz eingezogen war. Zunächst hatte ich dort einen rostigen Nagel vermutet, doch den gab es nicht. Ursache war stattdessen ein Loch im Holz, das mit einer Art Holzkitt ausgefüllt worden war. Leider habe ich diesen Fleck nicht restlos entfernen können:
Eine weitere schwierige Stelle waren die rostbedingten Verfärbungen rund um die Blechrosette des Kanalschalters. Hier half der Tip von Franz Gysi (nochmals Dank an Franz) diese Stelle mit Oxalsäure zu behandeln.
Nachdem alle Teile entsprechend vorbereitet waren, begann die Puzzlelei alles wieder zusammenfügen. Mit etwas Gewalt passte es dann auch endlich.
Mehr Schraubzwingen hatte ich nicht :-)
Das lackierbereite Gehäuse:
Bis zu diesem Zeitpunkt verlief die Restaurierung ja noch wie erwartet. Von der anschliessenden Lackierung kann dies jedoch nicht behauptet werden. Immer wieder bildeten sich mit einsetzender Trocknung des Lackes trichterförmige Einbrüche in der Lackoberfläche, besonders auf der Geräteoberseite. Die Oberfläche glich dann eher der Kraterlandschaft des Mondes. Dabei spielte es keine Rolle, was für ein Lack, auf welcher Lackbasis, ob gespritzt, gerollt oder (aus Frust) gestrichen, immer das selbe Resultat. Insgesamt habe ich das Gehäuse 7 mal erfolglos lackiert. Dann hab ich es gefrustet ein paar Wochen in die Ecke gestellt.
Dennoch wollte ich es noch einmal versuchen. Würde dies abermals nicht gelingen, so hatte ich mir geschworen die Kiste umgehend in die Tonne zu stopfen. Diesmal sollte es eine Lackierung mit Schellack werden, da man mit Schellack auch gut nacharbeiten und ausbessern kann. Trotz der welligen Gehäuseoberfläche hat es dann auch recht gut und unproblematisch geklappt. Die nächsten Bilder zeigen das lackierte Gehäuse, noch in der Werkstatt stehend. Die Endpolitur wird zwar erst in ein paar Monaten erfolgen, dennoch spiegeln sich bereits jetzt etliche Gerätschaften auf der Lackoberfläche.
Damit waren die Holzarbeiten abgeschlossen und ich habe mich der dunkelrotbraunen Bakelitmaske und der Lautsprecherfront gewidmet. Die Bakelitmaske wurde gründlich gereinigt, aufpoliert und die Fugen mit Farbe neu ausgelegt. Den Lautsprecherstoff habe ich leider nicht retten können. Trotz vorsichtigster Handwäsche hat er sich dabei unrettbar aufgelöst und es mußte ein Ersatzstoff gesucht werden. Dann begannen die Arbeiten am Chassis. Das originale Chassis war leider völlig verrostet, da drehte sich nichts mehr und es mußte ein Ersatzchassis besorgt werden. Nachfolgend ein paar Bilder davon:
Das Chassis von oben:
und von unten:
Der Netzstecker hat die besten Zeiten hinter sich:
Das Chassis besteht nur teilweise aus Blech, der Rest ist lackierte Pappe und neigt unter dem Gewicht der Bauteile zur Verformung. Das nächste Foto zeigt das Chassis von unten, mit dem Ausgangsübertrager.
Die andere Seite mit dem Empfangsteil in Modulbauweise. Sehr schön ist die Variometerabstimmung zu sehen.
Noch ein Foto von der Oberseite des Chassis. Die beiden Elkos rechts im Bild waren leider trocken und mußten ausgehölt und neu bestückt werden. Links daneben der Trockengleichrichter.
Am Chassis wurden noch ein paar weitere Elkos und Kondensatoren getauscht, die Skala gereinigt und mit neuen Skalenlämpchen versehen. Der erste Probelauf verlief ziemlich frustrierend, denn das Gerät quietschte und Pfiff in allen Tonlagen. Ein Tausch der UBF11 brachte dann Erfolg und das Gerät spielte, allerdings blieb das magische Auge dunkel. Das war auch nicht anders zu erwarten, denn es fand sich statt einer UM11 eine "2 Wahl" EM11 im Gerät:
Mit einer gebrauchten UM11 und einer Kaskade zur Spannungserhöhung spielte das Gerät dann einwandfrei. Da der Empfang recht gut war habe ich auf einen Neuabgleich verzichtet. Hier sieht man die Kaskade im Gerät:
Die UM11 in der Frontmaske:
Fertig im Gehäuse eingebaut sieht das Chassis so aus:
Der Aufkleber mit der Seriennummer des Chassis:
Auf dem Lautsprecher ist noch dieser Aufkleber:
Die Rückwand war ursprünglich völlig wellig und verzogen. Ich habe sie gewässert und unter dem Gewicht etlicher dicker Bücher ein paar Wochen trocknen lassen. Anschließend mit etwas Schuhcreme eingerieben sieht sie wieder richtig frisch aus. Das fertige Radio mit anmontierter Rückwand:
Zum Schluß noch ein paar Fotos des fertigen Gerätes. Die Restauration dieses Gerätes war ein hartes Stück Arbeit und ist leider nicht in allen Bereichen perfekt gelungen. Der Fleck unterhalb der Frontmaske ist zwar schwächer, aber leider noch sichtbar. Insgesamt ist es aber wieder ein sehr schönes und wohnzimmertaugliches Radio geworden. Die Endpolitur steht allerdings noch aus und wird erst in ein paar Wochen erfolgen, wenn der Schellack entsprechend durchgetrocknet ist.